Christian Thompson
Photography

Mission Matterhorn 2.0

Matterhorn 2.0

Warum Mission Matterhorn 2.0? Das Matterhorn, das sich im berühmten Stellisee spiegelt steht seit etlichen Jahren auf meiner Wunschliste. Letztes Jahr (2014) war ich zum ersten Mal dort oben, ein Traum ging in Erfüllung!
Wir sind damals an einem Samstag Mittag hinauf auf den Berg, haben uns ein Zimmer in der Fluhalp Berghütte genommen und waren voller Vorfreude auf das tolle Motiv in herrlichem Licht zum Sonnenaufgang. Man hat ja immer ein Bild oder eine gewisse Vorstellung, wie das Licht sein sollte damit es einem richtig gut gefällt und der Wunsch vom tollen Foto in Erfüllung geht. 2014 sind wir am Abend von der Berghütte zum Stellisee runter gegangen um das Matterhorn auch gleich zum Sonnenuntergang abzulichten. Das Hörnli war anfangs noch richtig gut sichtbar, bis es nach wenigen Minuten von Wolken umschlungen wurde. Satz mit x – das war wohl nix! Zur Krönung fing es dann anschließend auch gleich noch zu regnen an und wir standen da wie ein paar begossene Pudel. Es wollte einfach nicht aufhören… Somit war es uns nicht möglich, den Sonnenuntergang oder den Sternenhimmel mit Matterhorn abzulichten. So gingen wir etwas bedröppelt zurück zur Fluhalp und beschlossen, uns morgens um 4 wieder zu treffen um den Versuch zu wagen, in aller Früh den Sternenhimmel mit anschließendem Sonnenaufgang zu fotografieren. Also voller Einsatz! Wie es der Geier will… Es regnete noch immer und das Matterhorn – das war wie vom Erdboden verschluckt. Wir gingen aber trotzdem hinunter zum Stellisee, wir wollten es einfach nicht wahr haben. Es muss sich doch zeigen… Dafür sind wir doch hier! Tja, was soll ich sagen – es kam einfach nicht zum Vorschein, es regnete uns wieder an und hat uns etwas gehustet. Somit war die Aktion Matterhorn im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Nach dem Frühstück in der Fluhalp haben wir dann unsere Sachen gepackt und haben das Feld, besser gesagt den Berg verlassen. Welche Ausstrahlung wir in unseren Gesichtern gehabt haben will ich gar nicht erst wissen. Man hat hat ja doch einiges investiert, die Anfahrt mit knapp 750 km, das Parkhaus, die Bahn nach Zermatt, die Bergbahnen und die Zimmer auf der Fluhalp sind ja auch nicht umsonst – und günstig sowieso nicht. Wer schon mal in der Schweiz war, der wird wissen wovon ich rede. Aber es ist nun mal wie es ist oder aber auch: Wetter ist Wetter und daran lässt sich nichts ändern. Man muss es nehmen wie es kommt. Und genau darum ging es dieses Mal wieder los – Mission Matterhorn 2.0! Dieses Mal dachte ich mir aber, ich investiere 2 Tage und 2 Nächte um es eventuell einmal so hinzubekommen wie ich es gern hätte. Es ging also am Freitag Nachmittag hinauf auf den Berg, wie im letzten Jahr habe ich mir einen Schlafplatz in der Fluhalp genommen, nur dieses Mal einen Platz im Bettenlager – Hauptsache ein Dach überm Kopf, trocken schlafen und heiß duschen können. Als ich ankam sagte man mir ich bin im Schlafsaal im 3. Stock, also bin ich dort hoch und wusste ehrlich gesagt nicht was mich dort erwarten wird. Man mag es nicht für möglich halten… ich hatte das ganze Bettenlager mit 17 Schlafplätzen für mich allein! Ich hatte echt Probleme mir ein Bett zu auszusuchen – schlaf ich am Fenster, oder doch neben der einzigen Steckdose oder doch in einem Stockbett?! Ich habe mich für die obere Etage in einem Stockbett entschieden, so etwas hat man Zuhause nicht und dann kann man sich das schon mal geben. Nachdem ich meinen Rucksack etwas ausgeräumt habe, bin ich erst einmal schön heiß duschen gegangen und anschließend zum Abendessen, da ich meinen Schlafplatz mit Halbpension gebucht hatte. Das 3 Gänge Menü war wirklich lecker und hat mich so richtig satt gemacht. Als die Nachspeise serviert wurde habe ich durchs Fenster sehen können das es wohl echt was wird – mit einem Foto vom Matterhorn im Abendlicht.

Also schnell den Nachtisch vernascht, Rucksack und Stativ geschnappt – nix wie hin zum Stellisee! Dort angekommen habe ich auch relativ flott meine Sachen ausgepackt und platziert – und dann ging es los… Ich dachte echt ich fall gleich um – das Licht war der Hammer und zur Krönung gab es noch richtig heftigen Lightbeam, der von rechts kam und volle Möhre auf des Matterhorn strahlte. Ich hatte echt zu kämpfen diese heftige Lichtsituation so zu filtern das mir davon auch wirklich nichts verloren geht. Yes… Ich hatte also wirklich das Glück, ich konnte das Matterhorn, gespiegelt im Stellisee und mit atemberaubendem Licht fotografieren. Das hat mich echt gefreut, dass es dieses Mal gleich am ersten Abend schon geklappt hat. Man hat es ja noch in Erinnerung gehabt wie es im Jahr zuvor gelaufen ist. Das war aber noch nicht alles… Zufälligerweise feiert man hier in Zermatt gerade die Erstbesteigung des Matterhorns, die vor 150 Jahren gelang. Man hat sich die Mühe gemacht und keine Kosten gescheut die damalige Route bis zum Gipfel hinauf mit punktuellen Lichtinstallationen zu illuminieren. Ich hatte zwar in der Woche, bevor ich auf den Berg hinauf bin davon gelesen, aber was da nun wirklich Sache ist und ob diese Lichtinstallation noch aktuell ist wusste ich nicht. Als ich während einer Langzeitbelichtung mit meiner Frau telefonierte traute ich meinen Augen nicht! Die Lichter gingen nach und nach an und zogen sich wie eine Perlenkette bis zum Gipfel hinauf. Meine Frau freute sich am Telefon auch gleich für mich – und mich natürlich auch! Das Matterhorn ist wirklich ein millionenfach fotografiertes Motiv, aber mit dieser Lichtinstallation ist es dann doch etwas ganz besonderes und ich hatte das Glück da zu sein! Ganz allein stand ich mit meiner Nikon Df am Stellisee und konnte dieses tolle „Ding“ ablichten. Anschließend habe ich mir noch eine Langzeitbelichtung gegönnt um Startrails zu machen, die Belichtungszeit lag bei 30 Minuten – inklusive Darkframe dauerte mein Bild somit eine Stunde!

Der Darkframe durfte dann aber ganz alleine im Rucksack vor sich hin rechnen während ich mich auf den Rückweg zur Berghütte machte. Bevor ich mich dann ins Bett gelegt habe musste ich natürlich erst noch einen Blick darauf werfen – und es sah richtig gut aus. Schöne lange Sternspuren am Himmel und im See gespiegelt, inklusive Matterhorn. Was will man mehr! Jetzt hieß es aber schlafen. 3,5 Stunden hatte ich dafür Zeit, bis der Wecker mich wieder aus dem Bett geworfen hat. Schließlich wollte ich den Sonnenaufgang nicht verpassen auf den ich mich schon gefreut habe. Also bin ich schon um kurz nach 4 Uhr wieder am Stellisee gewesen um mit dem nautischen Sonnenaufgang zu beginnen. Der Himmel war noch immer sternklar und das Hörnli in seiner ganzen Pracht zu sehen. Unglaublich – denn wirklich selbstverständlich ist das nicht! Ich hatte mir einen schönen Standpunkt ausgesucht bei dem mir der Bildaufbau besonders gut gefiel. Dort festgefressen machte ich ab und dann mal ein Bild und erfreute mich daran. Zu guter Letzt kam dann auch noch ein wenig rosa in die langsam ziehenden Wolkenschleier, die ich mir mit einem ND 1.8 Filter noch etwas verlängerte um sie intensiver wirken zu lassen. So ähnlich, wie ich es damals bei meinem ultimate Reine Shot gemacht habe. Gut, ganz so heftig ist es dann doch nicht geworden aber das ist mehr als ok, denn ich war froh dass es einfach nur geklappt hat mit dem Wetter und dem Licht – dass überhaupt Licht da war! Als die Sonne dann schon relativ weit nach oben gekommen war und es mehr oder weniger taghell war habe ich meine Sachen gepackt und bin wieder hinauf zur Fluhalp – Frühstück! Ich hatte Hunger wie ein Bär… Nach dem Frühstück ging ich hinauf in den 3. Stock der Berghütte und legte mich erst einmal für ein paar Stunden hin, ich musste ja etwas Schlaf nachholen.
Nach einer ordentlichen Mütze voll Schlaf habe ich mir gleich mal eine heiße Dusche gegönnt und anschließend einen leckeren Cappuccino. Zusammen mit meiner Tasse und meinem iPad saß ich nun auf der Sonnenterrasse und machte mir sozusagen einen ganz gemütlichen Nachmittag. Bevor es dann wieder so weit war und das Abendessen serviert wurde, richtete ich bereits meinen Rucksack her, um gleich nach dem 3. Gang meines Menüs abdampfen zu können. Ich wollte ja noch einmal zum Sonnenuntergang raus und ein schönes Bild machen. Ich fasse mich kurz – daraus wurde leider nichts! Das Wetter ließ es einfach nicht zu, denn es gewitterte und goss wie aus Eimern. Tja – so schnell kann es gehen und der Sonnenuntergang fällt ins Wasser. Weinen musste ich deswegen aber jetzt auch nicht, denn ich hatte ja schon ein richtig schönes Bild gemacht (für meinen Geschmack versteht sich). Ich bin also nochmals raus auf die Terrasse, hab mir eine „Feierabendzigarette“ gegönnt und hab mich anschließend in mein Bett verkrochen – Schlafen kann ja nicht schaden. Wenn man überhaupt von Schlaf reden kann. Da das Bettenlager von Samstag auf Sonntag schlagartig randvoll war, war es echt heftig nun dort zu nächtigen. Ich kam mir vor wie in einem stickigen Sägewerk. Kaum Luft zum atmen, und das Schnarchen mancher „Bettenlagergenossen“ war für mich wirklich unerträglich, so dass ich einfach nicht einschlafen konnte. Ich drehte mich von links nach rechts und wieder zurück – es ging nicht, ich konnte nicht schlafen! So quälte ich mich einige Stunden lang, bis es mittlerweile auch schon kurz nach 3 Uhr geworden war. Kurzerhand beschloss ich für mich – es reicht… ich steh jetzt auf und geh raus, egal wie das Wetter jetzt ist.
Gesagt, getan – und die Belohnung für die qualvolle Nacht war… Eine absolut sternklare Nacht!!! Ich konnte die Milchstraße problemlos sehen und bestaunen – sie sprang mich förmlich an.

Sofort kamen Glücksgefühle in mir auf, alles richtig gemacht. Ich schnallte mir meine Hirnbirn (Stirnlampe) auf und marschierte in flottem Schritt zum Stellisee. Dort angekommen, kletterte ich auf einen kleinen Fels und baute meine Sachen auf – natürlich fotografierte ich das Matterhorn unter dem Sternenmeer der Milchstraße. Traumhaft. An dem Morgen war auch noch ein weiter ambitionierter Fotofreak vor Ort, er hat genauso alles richtig gemacht. Er hat im Zelt, direkt am See genächtigt (er konnte wenigstens schlafen). Während des Fotografierens sind wir dann ins Gespräch gekommen und haben uns wirklich fein unterhalten. Kurz darauf kam aber dann eine richtige Lichterkette von der Fluhalp herab marschiert – weitere Fotofreaks, die das Matterhorn gern ablichten wollten. So langsam füllte sich das Areal um den Stellisee aber man stand sich nicht im Weg. Ich war noch immer auf meinem Platz, denn genau von dort aus wollte ich das glühende Hörnli ablichten. Vor mir standen mittlerweile drei Leute, nette Engländer die mich vorher ganz höflich gefragt hatten ob sie mir denn im Bild stehen (das kenne ich auch anders…). Sie hatten jede Menge Spaß, denn das Matterhorn war noch immer ganz klar und deutlich zu sehen – was mich natürlich auch sehr erfreute. Man lächelte sich an, wechselte ein paar Worte und dann war es so weit, das Hörnli fing langsam an zu glühen – also alle wieder zurück auf Position und drauf auf den Auslöser, Filter wechseln, Temperatur nachkorrigieren und KLICK. Als der „Glühpunkt“ seinen Höhepunkt erreicht hatte, hatte ich dann ehrlich gesagt genug. Ich war happy, dass ich ein für mich, schönes Bild vom Matterhorn machen durfte. Also packte ich meine Sachen wieder ein, schnallte meine Kopfhörer auf und ließ mir auf dem Weg zurück zur Fluhalp ein paar Songs von Audioslave auf die Ohren pfeffern. Es war ein erfolgreicher und toller Start in den Tag, schon früh morgens um 3. Abschließend möchte ich sagen, es war ein geniales, erfolgreiches und nicht gerade billiges, aber für den Fotofunfaktor unbezahlbares tolles Wochenende. Mission Matterhorn 2.0 erfolgreich abgeschlossen!

Liebe Grüße, Christian