h1>Abenteuer Baikalsee
In diesem Blog erzähle ich euch meine Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke meiner 14 tägigen Reise durch Russland. Ich bin von München aus mit dem Flugzeug nach Moskau gestartet wo ich ein paar richtig tolle Tage verbracht habe. Von dort aus ging es dann ganze vier Tage lang mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Irkutsk, von wo aus es dann per Mietwagen bis zum Baikalsee ging und am Ende via Luftkissenboot zum Endpunkt auf die Insel Olchon! Ich glaube, allein die Beschreibung der Reiseroute hört sich schon spannend an… Lasst euch überraschen! Ich kann nur eines vorweg nehmen – ich werde dies Reise meinen Lebtag nicht vergessen! Was ich noch anmerken möchte – mir ging es bei dieser Reise nicht darum eine Masse an Bildern zu ernten, mir ging es um das Erlebnis.
1.1.2017
Gleich nach Sylvester ging es pünktlichst zum Bahnhof. Der Zug, mit dem ich zum Münchner Flughafen fahren wollte hatte dann auch gleich mal 50 Minuten Verspätung. Ich konnte aber auf einen Ersatzzug ausweichen und bin dann satt mit dem ICE, mit der InterRegio Bahn zum Flughafen gefahren und bin trotz allem noch überpünktlich angekommen. Vom Bahnsteig ging es gleich direkt nach oben ins Terminal, wo ich auch nahtlos ohne Wartezeit mein Reisegepäck abgeben konnte. Somit hat sich die Schlepperei schon mal halbiert als die Reisetasche auf ́s Band lief. Danach bin ich in aller Ruhe zur Sicherheitskontrolle. Einer der Sicherheitsbeamten fragte mich warum ich mit Wanderschuhen unterwegs bin, während sein Kollege kurz vor Herzinfarkt stand als mein Rucksack durch den Scanner lief. Der übliche Ablauf eines Fotografen bei der Sicherheitskontrolle. Nach einem kurzen und netten Gespräch bin ich aber dann weiter zum Restaurant und habe mir noch ein „Abschiedsschnitzel“ mit Kartoffelsalat gegönnt, während ich auf den Abflug nach Moskau wartete. Irgendwann war es dann endlich so weit, der S7 Flieger stand am Gate und ich saß auf meinem Platz. Das Warten hatte mich etwas müde gemacht, dass ich nicht einmal mehr den Start mitbekommen habe. Ich bin schon vorher eingeschlafen! Als ich aufgewacht bin und auf das iPhone geschaut habe um zu kucken wie spät es ist sah ich – das Handy ist ja noch an! Upssss… ich hatte vollen Empfang eines tschechischen Mobilfunkanbieters. Ich hab das Telefon natürlich sofort in den Flugmodus versetzt und habe weiter geschlafen. Das war ein wirklich angenehmer Flug nach Moskau.
Für die Weiterfahrt, vom Flughafen zum Hotel hatte ich mir vorab einen Transfer gebucht. Ich wollte einfach nur mein Gepäck holen, in ein Taxi einsteigen das auf mich wartet und zum Hotel fahren. Ich nahm also mein Telefon und rief zur Sicherheit nochmal im Hotel an um mitzuteilen, dass ich nun angekommen bin und um den Transfer klarzumachen.
Am Telefon hieß es aber dann… es ist Feiertag, Taxis sind sehr schwer zu bekommen und kosten heute das doppelte als sonst – ich soll doch bitte in den Aeroexpress Zug einsteigen und vom Flughafen bis zur Endstation fahren. Von dort werde ich dann abgeholt. Also – ab zum Aeroexpress, Ticket gelöst und eingestiegen und etwa 25 Minuten später war ich angekommen, an der Final Destination – Endstation. Das schöne war, ich war da nur mein Transfer war irgendwie nicht da.
Nach einem weiteren Telefonat mit der Hotelmanagerin wartete ich weiterhin auf das Taxi, aber es wollte einfach nicht kommen! Irgendwann war es dann schon so weit, dass mich andere Taxifahrer angesprochen haben ob ich denn nicht ein Taxi brauche, was ich mehrmals ablehnte denn mein Transfer ist ja unterwegs. Nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich dann nach Rücksprache mit dem Hotel doch noch mit einem anderen Taxi gefahren. Das zog sich echt wie Kaugummi… Die Taxifahrt kostete mich glatte 1000 RUB und der Taxifahrer fragte mich während der gesamten Fahrt immer nur ob ich denn nicht Geld bei ihm tauschen möchte. Und das alles, kommuniziert über ein Smartphone mit Translator App. Als der Taxifahrer dann anhielt und sagte dass wir da sind kam auch schon die Hotelmanagerin auf den Wagen zu, um mich abzuholen. Sie entschuldigte sich etliche male für den durchgeknallten Taxifahrer, zwinkerte mir zu und nickte mit dem Kopf – Los, lass uns gehen! Wir ließen den Kerl da stehen und gingen rein. Das Hotel ist in der 8. Etage des Gebäudes, der Fahrstuhl fuhr aber nur bis zur 4. Etage – alle klar oder?! Das ganze Gerödel musste nach oben geschleppt werden. Aber ganz ehrlich, irgendwie war mir das völlig egal – ich bin heil im Hotel angekommen und das zählte in diesem Moment für mich.
Das Hotel, das ich gebucht hatte heißt Art Hotel Capsule Molotoff und ist ein ganz neu eröffnetes Kapselhotel mitten in Moskau. Nachdem ich mein Gepäck verstaut hatte und ein bisschen durchgeatmet habe bin ich einfach nochmal runter und raus, einfach raus und ein bisschen umsehen wo ich denn hier überhaupt gelandet bin. Ich muss zugestehen, ich habe meinen Lebtag noch nicht sooooooo viel Weihnachtsblingbling gesehen.
Alles mögliche funkelte und blinkte vor sich hin, Bäume die in Lichternetze eingewickelt sind, Straßenlaternen die Wasserfälle mit LED Leuchten imitieren und noch vieles vieles mehr – der reinste Wahnsinn. Nach einem kleinen Spaziergang und einer heißen Dusche bin ich in mein Bett gefallen und hab mich erstmal richtig ausgeschlafen. Das war dann sozusagen meine Ankunft, oder mein erster Tag in Moskau.
2.1.2017
Ausgeschlafen und ausgeruht bin ich heute raus, in die Stadt zum bummeln. Ich wollte mir heute, am ersten richtigen Tag in Moskau einfach einen ruhigen machen – kein Stress, kein Druck, einfach dasein. Ganz ohne Kamera und ohne Gepäck, es reicht auch das iPhone wenn man mal ein Erinnerungsbild machen will. Ich war offen für alles und wollte einfach alles mögliche auf mich einprasseln lassen – Eindrücke aufnehmen, erleben und für mich mitnehmen. Es war wirklich sehr beeindruckend und interessant.
Ich saß zum Beispiel in einem kleinen, netten Lokal um etwas zu essen. Die Bedienung/Servicekraft verstand kein einziges Wort Englisch und ich kein Wort von dem was sie so sagte. Schon irgendwie witzig wenn man sich sprachlich so gar nicht verständigen kann. Aber irgendwie haben wir uns dann doch verstanden was der eine vom anderen wollte, mit Händen und Gesten und nettem Lächeln – wir hatten wirklich unseren Spaß uns zu verständigen. Oft hat sie mich von weiten schon angelächelt, weil es ihr irgendwie etwas peinlich war kein englisches Wort zu verstehen. Das war aber kein verzweifeltes Lächeln sondern ein herzhaftes Lächeln, ich muss gestehen – mir ging es genauso und genau das ist es doch was aus normalen Momenten besondere Momente macht. Läuft also – könnte man auch abgekürzt dazu sagen. Das Essen war übrigens lecker.
Danach ging es wieder für einige Stunden raus auf die Moskauer Strassen, ich lief ohne Plan und ohne Ziel.
Wo mich meine Nase hin führte oder was mich von weiten neugierig gemacht hat, das habe ich mir von nahen angeschaut und bin am Ende einige Kilometer durch Moskau gelaufen – am Kreml vorbei, hier und da und dort. Die Stadt wirkte unendlich auf mich aber genau das gefiel mir und darum war ich ja auch hier. Etwas neues sehen und erleben! Nach meiner Bummel- und Orientierungstour bin ich langsam wieder zurück Richtung Hotel gelaufen und habe dabei den Feierabendverkehr in Moskau erlebt. Der reinste Wahnsinn… 5 Spuren mitten in der Innenstadt – knackevoll, nichts geht mehr. Es wird gehupt und mit hängen und würgen irgendwie die Fahrspur gewechselt, aber keiner kommt großartig voran. Chaos pur – und ich lief ganz gemütlich an all den verzweifelten Gesichtern in ihren Wagen vorbei, mit einem Schmunzeln im Gesicht und der Glückseligkeit dass ich hier nicht mit dem Auto unterwegs bin. Für mich stand aber fest, ich will morgen unbedingt raus zum Fotografieren. Ich möchte hier bisschen was machen, nichts besonderes – einfach nur raus und sich treiben lassen.
Bevor ich ins Hotel bin habe ich mir aus dem FixPrice Markt noch ein Bierchen mitgenommen, selbstverständlich ein lokales Bier (Localbeer) um zu probieren wie das Bier hier in Russland so schmeckt. Zusammen mit dem Hotelmanager saß ich dann am Abend noch in der gemütlichen Lobby und wir gönnten uns ein Bier, tauschten uns aus und verbrachten einen schönen Abend. Das Bier war gut, zumindest hat es uns beiden geschmeckt. Ich fühlte mich wohl in Moskau! Danach ging ich in mein Bett und stellte mir den Wecker, denn ich wollte ja schließlich am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang draußen sein – zum Fotografieren. Auf meiner Wunschliste stand die weltbekannte Kirche mit den vielen Zwiebeltürmen – die Basilius Kathedrale am roten Platz. Die muss man einfach ablichten wenn schon mal in Moskau ist, da führt kein Weg dran vorbei.
3.1.2017
Für heute früh habe ich mir den Wecker gestellt, ich wollte gern zum Sonnenaufgang raus und vielleicht ein bisschen fotografieren. Was ich natürlich auch gemacht habe. Ich bin die Straße runter und hinein ins Zentrum – dort hin, wo die weltbekannte Kirche mit den Zwiebeltürmen steht. Die Basilius Kathedrale am roten Platz. Der Anblick oder besser gesagt, das Motiv ist wirklich imposant und schön – der Himmel gab nicht wirklich wirklich viel her, ausser ein bisschen Schneefall. Aber egal, ich war einfach mal da, habe das alles mit eigenen Augen gesehen und das beste daraus gemacht (blaue Stunde geht immer). Nachdem es langsam hell wurde bin noch etwas weiter gelaufen, um mir ein schönes Motiv für den Abend zu suchen – was mir auch nicht wirklich schwer gefallen ist.
Nach einem gepflegten Mittagsschlaf und einer kleinen Mahlzeit bin ich auch schon wieder los zu meinem auserwählten Motiv. Es ist hier so vieles in Sichtweite, aber am Ende rennt man dann doch eine gefühlte Ewigkeit. Was mir aber irgendwo auch völlig Wurscht ist denn ich habe A) Urlaub und B) Zeit – also kein Gedrängel! Der Spot selbst war wirklich gut, mir gefiel es, dass es dann am Ende doch wirklich so ausgesehen hat wie ich es mir vormittags in meinem Kopf ausgemalt hatte. Gut, eine „Krone“ war nicht beleuchtet – ist halt so… kann man nichts machen. Und wenn ich es jetzt nicht gesagt hätte, hätten es garantiert 50% der Leser/ Betrachter nicht einmal bemerkt – also die, die jetzt nochmal genau auf das Bild kucken und sich angesprochen fühlen. Mir gefällt es aber trotzdem, egal ob die dritte Krone leuchtet oder nicht und darum stelle ich es auch online.
Nach der kurzen Fotosession bin ich dann auf etwas anderen Wegen wieder Richtung Hotel, wo ich dann doch mal in einer Straße gelandet bin die mir ein leicht mulmiges Gefühl einhauchte. Aber – das täuschte beim ersten Anblick. Keiner der auf dem Gehweg lungernden Leute sagte etwas zu mir oder versuchte mich anzubetteln – KEINER!
Nach ein paar Metern hat sich mein anfangs komisches Gefühl ganz schnell in Luft aufgelöst, ich lehnte meinen Rucksack an die Wand und packte ganz gemütlich meine Kamera vom Stativ in den Rucksack. Anschließend bin ich in eine Imbissbude und habe mir so eine Art Türkische Pizza gekauft und dazu einen Red Bull getrunken. Also alles O.K. hier in Moskau – und es war lecker!
Auf dem Weg zum Hotel musste ich gezwungener Maßen durch das Megagetümmel am und um den Weihnachtsmarkt herum. Der pure Wahnsinn – wirklich! Ich hab dazu ein kleines iPhone Video gemacht, welches ich hier irgendwann mal mit online stelle. Definitiv nichts für Leute die Platzangst haben oder Menschenmassen nicht ausstehen können.
Eigentlich muss man sich einfach nur hinstellen und man wird von ganz allein durch die Unterführung auf die andere Straßenseite geschoben – ein zurück gibt es da nicht. Man kann sich nur treiben lassen und es sich dabei gut gehen lassen oder eben angenehm gestalten. Ich habe mir vorher meine Marshall Kopfhörer aufgesetzt und einen richtig geilen Song aufgelegt und bin dann durch die Unterführung. Keine Geräusche von den anderen, keine Stimmen nur meine brüllend laute Musik auf den Ohren und Stumme Gesichter in die ich blickte – das war echt ein geiler Film!
Gelaufen bin ich an diesem Tag 10,9 Kilometer, habe 21.025 Schritte zurück gelegten bin 15 Stockwerke Treppen gestiegen – so sagte es zumindest die Health App am iPhone. Und es war mal wieder ein klasse Tag, den ich mit einem Bierchen in der Lobby ausklingen hab lassen.
4.1.2017
Auch an diesem Tag klingelte um 6:30 Uhr der Wecker, ich kuckte kurz aus dem Fenster und es schneite mal wieder – aber das war mir wie am Vortag völlig egal. Ich wollte raus und die Zeit hier in Moskau nicht ungenutzt/unversucht verstreichen lassen. Ich bin ja schließlich nicht jeden Tag hier. Selbst wenn ich nur einen Morgen zur Verfügung gehabt hätte, dann hätte ich auch diesen garantiert genutzt und wäre nicht im warmen Bett liegen geblieben. Das könnte ich einfach nicht mit mir, und meinem Fotografenherz vereinbaren. Also raus aus dem Bett, rein in die Klamotten und los geht ́s.
Auch wenn ́s nix wird, ich kann zumindest sagen, ich hab alles versucht und gegeben und war nicht faul im Bett gelegen. Bei leichtem Schneefall bin ich dieses mal einfach in die andere Richtung gelaufen, am Kreml vorbei weiter westlich. Ohne großartigen Plan und ohne Ziel – einfach treiben lassen und wenn es passt, dann wird die Kamera aufgebaut. Und wie das oft so bei mir ist, wenn ich ohne Erwartungen irgendwo hingehe wird es meist richtig gut. Es dauerte auch nicht wirklich lange und ich hatte ein Motiv für mich gefunden und das schönste dabei war, im Fluß waren Eisschollen die da so langsam vor sich hin trieben. Damit hatte ich nämlich überhaupt nicht gerechnet, die waren nämlich am Vorabend noch nicht da! Tja – da sieht man mal wieder wie schnell es gehen gehen kann und wie einzigartig jeder Tag und jeder Moment ist. Das sind so Sachen die für mich unheimlich wichtig sind – es schätzen zu wissen was einem gerade „geschenkt“ wird – Dinge die man einfach nicht beeinflussen kann, aber doch auf eine gewisse Art und Weise für einen wie gemacht sind.
Kurz nachdem ich mein Bild gemacht hatte fing es auch schon wieder zu schneien an, sodass ich meine Kameraausrüstung wieder brav eingepackt habe und mich langsam auf den Rückweg gemacht habe.
Vorbei beim Bäcker und direkt rein ins Hotel. Nach einer heißen Dusche habe ich mich fast den ganzen Tag in der Lobby aufgehalten. Ich habe dort ganz gemütlich gefrühstückt, gelesen, geschrieben und immer wieder mal mit den anderen anwesenden geplaudert – Chillen oder Abhängen könnte man es auch nennen.
Es war schön und ich verspürte irgendwie keinen Drang mehr nach draußen zu gehen bei dem Schmuddelwetter, ich fühlte mich wohl, so wie es grad war. Ich verbrachte auch unheimlich viel Zeit mit dem Hotelchef und der Hotelmanagerin an diesem Tag – wir unterhielten uns über dies und das und jenes. Dazwischen machten wir sogar eine kleine Fotosession, haben uns gegenseitig Porträtiert und hatten echt was zu lachen – wir hatten also alle so richtig Spaß!
Irgendwann am Abend klingelte dann mein Handy – mein Freund Adam aus Berlin ist in Moskau angekommen und steht vorm Hotel. Ich bin natürlich gleich runter um ihn abzuholen. Nachdem wir wieder oben im achten Stock angekommen waren und er seine Sachen verstaut hatte, haben wir noch ein Gläschen getrunken. Wir hatten leckersten Rotwein am Tisch und noch ein paar Bier, die ich vorher vom FixPrice Markt geholt hatte.
Bedienen konnte sich jeder der anwesend war – das hab ich für alle mitgebracht. Nach dem einen Glas Wein sind wir nochmal runter, über die Straße und rein in die Pizzeria die uns die Hotelmanagerin empfohlen hatte. Was soll ich sagen – die Pizza war leckerst und der Wein dazu ebenfalls – Gut war ́s! Wir saßen eine Zeit lang und plauderten ein wenig, bis wir uns wieder dazu entschlossen habe zurück ins Hotel zu gehen, um uns noch ein bisschen in die Lobby zu setzen. Adam wurde aber an dem Abend nicht alt und ging relativ zeitig ins Bett, ich blieb noch ein bisschen sitzen und habe mir noch ein Bier gegönnt und mich ein bisschen unterhalten. Ich glaube ich saß noch gute zwei Stunden bis ich dann auch mal ins Bett gegangen bin. Das war wirklich ein total entspannter Tag – gefällt mir! Und ich habe es genossen da zu sein!
5.1.2017
Heute ist es so weit, für heute Mittag hatten wir unser Zugticket bereits schon in der Hand. Die abenteuerliche Zugfahrt von Moskau nach Irkutsk mit der Transsib, der Transsibierischen Eisenbahn stand bevor. Auf uns warteten gute 5500km und 4 Tage Aufenthalt non Stop im Zug von A nach B. Manch einer schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und sagt – wie kann man nur, das dauert ja ewig. Aber hey, das geht ganz einfach- Ticket buchen, einsteigen und los geht ́s… wenn man Lust hat und das machen will, dann geht das schon. Macht man ja nicht alle Tage, also ist der Erlebnisfaktor schon gleich mal ein ganz anderer als mit der Bahn von Frankfurt nach München zu fahren.
Die Hotelmanagerin hat mich an diesem Morgen um 6 Uhr geweckt, damit ich dann anschließend den Adam wecken konnte weil er gern noch die Kirche mit den Zwiebeltürmen – die Basilius Kathedrale am roten Platz fotografieren wollte. Nachdem ich ihn zwei mal geweckt hatte, hat er sich dazu entschlossen im warmen Bett liegen zu bleiben – keine Lust. Ok, kein Ding – dann nicht, ich war ja schon dort mir macht das nichts. Ich bin aber dann trotzdem aufgestanden, bin runter zum Duschen und hab mich danach noch in die Lobby gesetzt um einen Kaffee zu trinken. Bis alle anderen so langsam aus ihren Betten gekrochen und aufgestanden sind habe ich mich mit den Leuten vom Hotel unterhalten. Nachdem Adam dann auch frisch geduscht und fertig auf der Matte stand sind wir unsere acht Stockwerke runter gedackelt und direkt ins Kaffee zum Frühstücken. Schön gemütlich… Danach war es aber an der Zeit, unsere Sachen zu packen – das Taxi zum Bahnhof war für 12:30 Uhr bestellt. Zwei Mann (Mitarbeiter) vom Hotel schleppten unser Reisegepäck vom 8. Stock nach unten und ließen sich natürlich nichts anmerken, dass die Taschen hundsschwer waren. Sie sagten immer kein Problem, Service. Als ich mich noch von den anderen im Hotel verabschiedete stand auch die nette Inderin im Flur – mit ihrem Gepäck, fertig zum Abreisen. Wir plauderten noch ein paar Worte, erzählten uns wo es nun für jeden von uns hin geht und dann brachte ich ihr Gepäck nach unten. Sie bedankte sich etliche male bei mir, dass ich ihr ihren Koffer bis runter geschleppt habe und danach tauschten wir noch Visitenkarten aus – denn sie wollte/ möchte gerne sehen wie es da am Baikalsee so ist. Dieses Reiseziel stand nämlich auch noch auf ihrer Liste sagte sie – aber jetzt geht es für sie nach Indien sagte sie. Und so machten wir uns alle auf den Weg, wir mit dem Taxi das tatsächlich pünktlich war um uns zum Bahnhof zu bringen. Die Fahrt dauerte nicht lange, vielleicht 10 Minuten und wir waren da – mittendrin im Chaos angekommen.
Um überhaupt mal den Bahnhof betreten zu dürfen musste man erst durch eine Sicherheitskontrolle. Das Gepäck wurde geröntgt und man selbst musste auch durch ein Kontrollstation durch, ähnlich wie am Flughafen. Als ich dann mit meinem Gerödel in der Bahnhofshalle stand habe ich etwas verdattert gekuckt, es wuselten so irre viele Leute durch die Gegend mit ihren teilweise sehr kreativ zusammengebundenen Gepäck. Da ich völlig planlos war sagte ich zu Adam – da machen wir jetzt gar nicht lange rum, lass uns gleich mal zur Info gehen und nachfragen wo wir hier überhaupt hin müssen da der Bahnhof zwei Stockwerke hatte und etwas fernab auch noch Gleise waren. Außerdem konnte keiner von uns beiden die Anzeigetafel lesen, es stand ja alles nur in Kyrillischer Schrift geschrieben – klasse. Da fühlt man sich doch gleich wie Analphabet von einer auf die andere Minuten. Das war schon etwas bedrückend. Also ab zur Info – die sagte uns: Raus, rechts und dann geradeaus zu den Fernzügen. Welches Gleis? Sie weiß es nicht… vielleicht auf Gleis 2 oder 4. Aha – also husch husch raus und kucken was Sache ist, denn den Zug konnten wir auf gar keinen Fall verpassen – das wäre fatal gewesen! Auf dem Weg zu den Gleisen, wo die Fernzüge ankommen und abfahren habe ich gleich dem nächstbesten uniformierten das Zugticket unter die Nase gerieben. Zum Glück hatte ich es daheim in kyrillischer Schrift ausgedruckt, so zur Sicherheit… somit konnte der Herr das garantiert lesen. Er wusste nun wo wir hin wollen, er kuckte, funkte kurz mit seinem Kollegen und änderte die Abfahrtszeit auf meinem Zugticket ab. Aber zu welchen Gleis wir müssen wusste er auch nicht. Also musste wohl oder übel gleich der nächste dran glauben. Wir fragten einen Zeitungsjungen, damit meine ich denjenigen, der die Züge mit Tageszeitungen und Magazinen versorgt. Er sagte uns dass unser Zug auf Gleis 1 oder Gleis 4 einfährt, es dauert aber noch ein bisschen bis der Zug ankommt. Okay, also vertrauten wir ihm mal und gingen derweil zu einem Kiosk wo ich mir noch etwas zum trinken kaufte. Wir warteten und kuckten uns das Treiben am Bahnhof etwas aus der Ferne an.
Als auf Gleis 4 ein Zug einrollte hatte ich so das innere Gefühl – DAS ist der Zug, das ist unser Zug!
Damit aber auch wirklich nix schief läuft bin ich am Bahnsteig direkt zum Lockführer und habe ihm mein Ticket gezeigt. Nachdem er das ganze Zugticket von oben nach unten durchgelesen hatte nickte er mit dem Kopf – RICHTIG! Ab diesem Moment war alles gut, es ist der richtige Zug – Entspannung kehrte wieder bei mir ein.
Wir hatten einen weiten Weg bis nach vorn bis zum Wagon Nummer 9, wo wir das Abteil 5 und die Plätze 17 & 19 zugewiesen bekommen haben. Das wurde aber nicht vor Ort zugewiesen sondern wurde alles schon vorab, bei der online Buchung erledigt. Wir brachten also das ganze Gepäck rein und die Kabine war auf einen Schlag proppenvoll – nur mit unseren Taschen, upssss. Ich hatte uns im Abteil die unteren beiden Betten der insgesamt vier Betten gebucht, die oberen Betten waren noch frei als wir dann auch schon langsam losgefahren sind. Wir verstauten in aller Ruhe unser Gepäck, dazu klappten wir unsere Betten hoch. Darunter hatten die Reisetaschen und die Fotorucksäcke genügend Platz, damit sie uns und keinem anderen im Weg standen. Man kann sich das vorstellen als hätte man einen Bettkasten, Klappe hoch – Gepäck rein und fertig. Kurz darauf kam auch schon die Schaffnerin zu uns ins Abteil und fragte uns was wir denn gern haben möchten – Abendessen oder Frühstück denn eine Mahlzeit ist beim Zugticket inklusive.
Wir entschieden uns beide für das Abendessen. Als sie uns kurze Zeit später das „Diner“ ins Abteil gebracht hatte packten wir auch gleich die warmen Schachteln aus. Was drin war seht ihr auf dem Bild – es war nichts großartiges aber es war völlig OK und ich habe mein „Diner“ auch schön aufgegessen. Ich glaube ich habe meinen Lebtag noch nie Hirse gegessen… zur etwas späteren Stunde haben wir uns aus dem Speisewagen noch ein Bier geholt und es uns gut gehen lassen.
Dazwischen holten wir natürlich immer wieder mal unsere Kameras aus dem Rucksack um hier und da Bilder im Zug, oder an den verschiedenen Bahnhöfen zu machen. Dabei entstanden teilweise richtig tolle Momentaufnahmen wie diese. Irgendwann haben wir unsere Betten bezogen und uns schlafen gelegt während der Zug vor sich hin rollte. Es war schon ein tolles Gefühl da im Abteil in seinem Bett zu liegen, während draußen ab und zu die Laternenmasten an einem vorbei zogen. Hin und wieder hielt der Zug an einem Bahnhof und fuhr ein paar Minuten später wieder weiter – aber fragt mich nicht wie oft der hielt. Ich habe es nicht mitgezählt, es war wirklich sehr sehr oft – was mich aber nicht weiter störte. Ich habe nur mitbekommen, dass nachts irgendwann irgendwo noch jemand zu uns ins Abteil gekommen ist, den wir dann morgens erst begrüßen konnten – nachdem wir ausgeschlafen hatten.
6.1.2017
Unser Mitreisender war ein ganz ruhiger und netter Kerl, der wie er uns sagte etwa 1000 Kilometer vor Irkutsk aussteigen wird weil er dort arbeitet. Schon der Wahnsinn welche Wege die Menschen in Russland auf sich nehmen um ihrer Arbeit nachzugehen. Es ist halt eben ein wirklich weites Land. Ich verbrachte den Tag mit Musik hören, aus dem Fenster schauen, Video am iPhone schauen (ich habe mir nämlich vorab über Amazon Prime ein paar Filme auf ́s Handy geladen), mit Dösen – Schlafen, im Speisewagen essen und am Abend noch ein Bier trinken. Wenn der Zug anhielt und die Wartezeit am Bahnhof etwas länger dauerte bin ich auch oft mit raus, Jacke drüber und mit den Schlappen im Schnee stehen um frische, kalte Luft zu schnuppern. Im Laufe des Tages kam auch noch der vierte Mann zu uns ins Abteil. Ein relativ junger Bursche der ebenfalls zur Arbeit fuhr, ebenfalls ein paar tausend Kilometer.
Als wir am Abend nach dem Bierchen im Speisewagen zurück in unsere Kabine kamen saß der neue mit seinem Kumpel/Kollegen bei uns am Tisch, aßen und tranken ihren Wodka dazu. Russische Gastfreundschaft besteht darin, den Gast gar nicht lange zu fragen und somit dauerte es auch keine 5 Minuten und wir hatten auch schon einen Wodka Becher in der Hand. Also kippten wir uns alle ein bisschen was von dem brühwarmen Wodka rein und versuchten uns wieder auf alle möglichen Arten zu verständigen. Kurz darauf haben die beiden das Abteil verlassen und wir hauten uns auf ́s Ohr. War ja soooooo anstrengend heute ? Ich hatte an dem Tag ein paar schöne Momentaufnahmen im Zug und aus dem Fenster gemacht. Es war wirklich alles sehr entspannend!
7.1.2017
Nach der heutigen, etwas schlaflosen Nacht – weil ich wohl tagsüber viel zu viel geschlafen hatte und nicht ausgelastet war fing der Morgen bei mir erst gegen 11:30 Uhr Ortszeit an. Das erste was ich machte, ich kuckte mir in aller Ruhe einen Film am Handy an.
Danach habe ich mich mal ein bisschen frisch gemacht denn so langsam machte sich der Mief breit. Was sein muss, muss sein und danach fühlt man sich doch gleich wieder viel wohler. Auch heute hielt der Zug immer wieder mal an um neue Reisende aufzunehmen oder andere aussteigen zu lassen. Natürlich bin ich wieder in meinen Hausschuhen hinaus in den Schnee, ein bisschen die Beine vertreten, am Kiosk Kaffee und Hörnchen kaufen und um immer mal zu kucken wie kalt es denn überhaupt da draußen so ist. Es war aber völlig ok, mit den Sommerschlappen bei Minus 13 Grad im Schnee zu stehen.
Irgendwann am Nachmittag machten wir uns einen Kaffee und ich fragte den recht stillen Mitreisenden der über mir lag ob er auch einen Kaffee mag, ich hatte etwas mehr von den Kaffeepäckchen am Kiosk gekauft.
Er nickte mir freundlich und dankend zu und setzte sich auch gleich zu uns mit runter an den Tisch. Wir kuckten auf die Landkarte und er zeigte uns wo er aussteigt und arbeitet. Das GPS am Handy zeigte uns ja immer den aktuellen Standort wo wir uns gerade befanden – auf unserer ewig lagen Route quer durch Russland. Wir unterhielten uns mit hängen und würgen aber es ging irgendwie. Nach einiger Zeit stand Raman auf (so hieß unser Mitreisender) und ging hin zum Spiegel, der hinter der Schiebetür im Abteil angebracht war. Ich habe nicht weiter gekuckt was er da machte, ich muss ja nicht alles wissen… Dann setzte er sich wieder neben mich, schaute mich an, nahm meine Hand und gab mir zu verstehen dass ich meine Hand öffnen solle – und dann legte er mir seine silberne Halskette mit einem Kreuz Anhänger in meine Hand. Ich schaute total verdattert und wusste in diesem Moment nicht was los ist – ich fragte ihn mehrmals: warum? Warum legst Du mir Deine Halskette in meine Hand? Er grinste mich an und sagte dass er mir die Kette einfach schenken möchte – es kommt von Herzen sagte er!
Ich muss gestehen, ich war echt baff und konnte das grad irgendwie nich glauben und bedankte mich mehrere male bei ihm und machte die Kette an meinen Hals und reichten uns noch die Hand. Unfassbar – echt. Adam musste dann natürlich gleich noch ein Bild von uns beiden machen, dass ich ihm nach der Reise gern per Mail zusenden will. Ich hab ja echt schon einiges erlebt, aber so etwas noch nicht. Man muss sich das mal bewusst vor Augen halten, der Raman hatte glaube ich nicht wirklich viel und schenkte mir einfach etwas, dass ihm bestimmt viel Wert war. Das hat mich schon irgendwo berührt! Und ich kann euch sagen, ich trage seit diesem Tag noch immer diese Kette.
Eine Wahnsinns Reise, wenn man dafür offen ist und die Momente zu schätzen und genießen weiß. Irgendwann packte mich der Hunger und ich ging wieder in den Speisewagen wo ich erneut diesen Fleisch/Kartoffel/Gemüseeintopf gegessen habe. Der war wirklich lecker und nahrhaft und vor allem schön heiß – geht ja nix über eine warme Mahlzeit am Tag. Nachdem ich fertig war bezahle ich und habe noch drei Bier mitgenommen welche wir auch recht zügig im Abteil geleert haben (Adam, Raman und ich). Raman sagte, bei nächsten Stop hält der Zug eine ganze Stunde lang.
Wir standen also eine ganze Stunde lang in Novosibirsk, gingen ein bisschen am Bahnhof zu den Kiosken und beobachteten die einheimischen die am Bahnsteig versuchten ihren getrockneten Fisch an die reisenden zu verkaufen. Der vierte Mann aus unserem Abteil war in der Zeit mit seinem Kumpel beim Einkaufen und dann platze unser Abteil wirklich wahr fast aus allen Nähten.
Wir saßen nun zu sechst in der Bude und wurden ohne zu fragen mit Bier versorgt. Das Bier schmeckte echt gut, süffig und auch nicht zu alkoholisch – aber bevor die 1,5 Liter Pulle nicht leer war, war gar nicht an Feierabend zu denken. Tja, andere Länder – andere Sitten, die man einfach akzeptiert oder eben für sich selbst ein Problem hat wenn man damit nicht klar kommt. Ich fand das eigentlich ganz spannend – es war halt einfach anders, anders weil man es so nicht kennt oder gewohnt ist.
Nachdem die Pulle leer war und der Zug gerade noch einmal hielt ging es aber dann doch mal in die Federn. Mittlerweile hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren und konnte auch diese Nacht wieder nicht richtig schlafen. Adam sägte das Abteil auseinander, dass auch die anderen beiden aus den oberen Betten runter kuckten, sich wälzten und auch nicht schlafen konnten. Ich setzte mir meine Kopfhörer auf, schaltete mir Musik an und hockte mich ans Fenster um mir die nächtliche Schneelandschaft anzuschauen. Als es aber dann langsam zu dämmern begann und Adam wach war konnte auch ich noch gute drei Stunden schlafen.
8.1.2017
Heute war der Tag, an dem Raman sich verabschiedete weil er am Ziel angekommen war. Er verabschiedete sich bei uns und wünschte uns noch eine gute Weiterfahrt nach Irkutsk und viel Spaß am Baikalsee. Ich hatte am Tag zuvor an einem Kiosk Zigaretten für ihn gekauft, die ich ihm nun zum Abschied zugesteckt hatte. Einfach eine nur als eine nette Geste weil er wirklich ein sehr sympathischer Mitreisender war. Als wir dann weiter gefahren sind hielt der Zug nach etwa zwei Stunden erneut an und unser letzter Mitreisender im Abteil verließ nun auch den Zug – dessen Platz aber gleich wieder durch einen neuen „Mitbewohner“ belegt wurde.
Die Jungs, die am Abend zuvor mit uns ein bisschen Bier getrunken haben schenkten Adam und mir eine klassische Transsib Tasse. Die Tassen sind so richtig klassisch russisch… Aber mir gefiel das Teil und es ist nun eine schöne Erinnerung, daheim in meinem Küchenschrank. Adam hat mir seine auch noch gegeben und somit habe ich nun zwei davon und nutze diese Tassen auch ab und zu für einen Tee oder Kaffee. Ich bin ehrlich gesagt noch immer schwer beeindruckt von dieser Reise – Menschen, die mit uns reisen und kaum Geld haben schenken uns Touristen etwas! Das ist für mich eine riesige, unbezahlbar Geste und das ist irgendwie genau mein Ding – mit Kleinigkeiten anderen eine Freude machen.
Nach einem angenehmen Nachmittagsschlaf wollte ich wieder in den Speisewagen um etwas zu essen, ich hatte Hunger. Ich bestellte mir wieder das selbe Töpfchen wie gestern und vorgestern, weil es mir einfach schmeckte.
Danach wollte ich dann unbedingt mal durch so einen richtig großen Schlafsaal/Schlafwagon. Ich musste das einfach mal mit eigenen Augen sehen. Zwei Wagons weiter war auch schon solch ein Schlafsaal und es war schon ein etwas anders Gefühl dort durchzugehen und in die vielen fremden Gesichter zu kucken. Von jung bis alt war dort wirklich alles vertreten, die einen spielten Karten, andere hatten ihr Buch in der Hand oder schliefen. Selbstverständlich wollte ich das alles auch in Bildern festhalten, aber das musste dort ganz unauffällig passieren also stellte ich meine X-Pro2 auf Intervall mit einem Abstand von einer Sekunde und stellte die Filmempfindlichkeit sehr hoch damit am Ende auch etwas dabei raus kommt. Die Kamera hing um meinen Hals und ich ging ganz langsam durch den Wagon und drehte meinen Körper immer mal nach Links und Rechts während die Kamera pausenlos auslöste – meine Hände waren dabei in den Hosentaschen und kein Mensch bemerkte irgendetwas.
Nach diesem kleinen kulturellen Ausflug in der Transsib ging ich wieder zurück in meine Kabine, schnallte mir meine Marshall Kopfhörer auf und ließ mir Musik auf die Ohren ballern während ich aus dem Fenster schaute oder in meinem Büchlein schrieb.
Zwischendrin kam eine Mitarbeiterin aus dem Speisewagen durch die Wagons und verkaufte wie jeden Tag die mit Teig ummantelten Würstchen. Ich nahm ihr auch heute wieder zwei davon ab – eine Kleinigkeit zwischendrin geht ja schließlich immer. Als sie dann irgendwann wieder am Rückweg war und bei uns vorbei kam hatte ich meine Kamera in der Hand und fragte Sie ob ich ein Bild von ihr machen darf. Sie rückte auf Anhieb das Tablett zurecht, brachte sich in Pose und ich schaltete meine Kamera an, das Display leuchtete und als ich auslösen wollte war mein Akku leer!!! Genau in diesem Moment – das darf doch nicht wahr sein sagte/schimpfte ich: Ringer Du Depp – Du Versager, Du hast es verkackt!!! So etwas ist mir ja echt noch nie passiert – aber bekanntlich ist ja irgendwann immer mal das erste Mal und heute war ich eben fällig. Was aber schön war, ein paar Minuten später lief sie wieder durch den Gang woraufhin ich sie gleich stoppte und zu Verstehen gegeben habe das mein Akku leer war und ich kein Bild von ihr machen konnte – Sie lächelte nur, lehnte sich an die Wand vom Abteil und ließ ein Bild von sich machen. Ich zeigte es ihr dieses mal gleich auf dem Display und sie zeigte mir „Daumen hoch“ mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Danach bin ich dann nochmal in den Speisewagen um mir ein Bier zu holen, ein letztes Bier am letzten Abend in der Transsib bevor es dann los ging die Tasche zu packen. Es war mittlerweile 18 Uhr bei uns, also Ortszeit – in Moskau wäre es zu dem Zeitpunkt 14 Uhr gewesen und in Deutschland 12 Uhr mittags. Bei uns war es somit schon stockdunkel und wir packten unsere Reistaschen fertig da wir am kommenden Morgen um 6:30 Uhr in Irkutsk ankommen und ein Zug verlassen werden – da muss alles fix und fertig griffbereit sein.
9.1.2017
Pünktlich um 6:30 Uhr rollte der Zug in Irkutsk am Bahnhof ein – richtig pünktlich, ohne jetzt irgendwie über die DB frözeln zu wollen…
Wir stiegen nun nach 5185km Fahrt aus der Transsibirischen Eisenbahn und machten uns auf den Weg ein Taxi zu suchen, was auch in Irkutsk nicht schwer fällt denn die Taxis stehen wie bei uns direkt vorm Bahnhof und warten auf Kundschaft. Wir suchten uns den auf am seriösesten wirkenden Wagen/Fahrer aus der uns dann auch gleich zum Flughafen brachte, wo der Mietwagen schon auf uns wartete.Nachdem wir den Wagen in Empfang genommen haben sind wir erst einmal in eine Art „Diner“ wo wir uns eine riesige Pizza bestellt haben – die wir natürlich nicht geschafft haben! Aber was zählte war, dass unsere Bäuche voll waren, so richtig SATT gegessen. Wir mussten uns schon regelrecht aufraffen um unsere Fahrt zum Baikalsee in Angriff nehmen zu können.
Und nun ging es los, zur final Destination der Russland Reise – ab zum Baikalsee. Wir setzten uns in den Wagen, aktivierten das Navi und fuhren los… Wir fuhren vom Parkplatz rechts rum auf die Hauptstraße, kurze Zeit später erneut einmal nach Rechts weg und etwa 5km später noch einmal Rechts weg und von da an ging es die knappen 300km bis zum Ziel immer nur gerade aus – das Navi war also völlig überflüssig. Wir landeten nach einigen Stunden Fahrt direkt am Fähranleger von wo aus uns die Fähre auf die Insel Olchon bringen sollte.
Auf der großen Anzeigetafel standen die Ankunft- und Abfahrtszeiten, wir kuckten auf die Uhr und kuckten uns etwas verunsichert an denn die Fähre sollte genau in diesem Moment von hier aus abfahren. Aber da war keine Fähre, da war GAR NICHTS!!! Der ganze Fähranleger war eine einzige riesige Baustelle, verlassene Holzbuden und Baufahrzeuge sonst nichts! Klasse… und wie sollen wir jetzt auf die Insel ins Hotel kommen? Nach ein paar Telefonaten mit dem Hotel auf der Insel warteten wir noch immer am Fähranleger weil man uns sagte „da kommt gleich wieder ein Luftkissenboot das uns auf die Insel bringt, wir sollen uns gedulden…!“ tja – wir geduldeten uns Stunden aber es kam nichts, null Komma null und das fühlte sich einfach nicht gut an. Ich rief also wieder die selbe Telefonnummer an und telefonierte mit Olga, die ein wenig deutsch sprechen konnte und bat Sie um Hilfe denn wir brauchten unbedingt ein Hotel am Festland – auf die Insel kommen wir heute eh nicht mehr, das hatten wir schon abgehakt. Die liebe Olga hat uns aber dann nach einer guten halben Stunde nicht unweit vom Fähranleger ein Zimmer in einem Gästehaus organisiert, worüber ich ihr sehr dankbar war denn ich hatte echt keine Lust bei minus 32 Grad die nacht im Auto zu verbringen.
Wir führen also zur Unterkunft und die gastfreundliche Besitzerin erwartete uns auch schon! Sie grinste und war wohl recht erfreut, dass sich jemand zu ihr „verirrt“ hat… Ich selbst musste mir wirklich das Lachen verkneifen denn der Anblick und das Zimmer waren mir echt ein Bild wert, das musste ich festhalten – das würde mir sonst keiner glauben. Ich weiß auch nicht warum ich bei diesem Anblick immer nur Cindy aus Marzahn im Kopf hatte… Letztendlich waren wir aber trotzdem froh ein Dach über dem Kopf zu haben und uns mal heiß duschen zu können – das tat echt gut. Ihr könnt euch ja vorstellen wie ausgiebig jeder von uns geduscht hat, die letzte Dusche lag vier Tage zurück.
Ich hatte mir für die Nacht das Bett am Fenster ausgesucht. Als ich vorm zu Bett gehen noch einmal zum Fenster raus schaute sah ich ein Schiff das am Anleger steht und von Eis umgeben war, Luftlinie etwa 100 Meter – weiter war das Ufer nicht weg. Ich sagte zu Adam „ich stehe morgen früh auf um vor Sonnenaufgang schon am festgefrorenen Schiff zu sein!“. Ich dachte mir, das nehme ich mir mit (fotografisch natürlich) um den Morgen nicht verstreichen zu lassen – oder anders gesagt „das Beste daraus machen!“ Und somit hatten wir für den nächsten Morgen auch schon wieder ein Ziel vor Augen. Wir stellten unsere Wecker und hauten uns in unsere „Toight like a tiger“ Betten…
10.1.2017
…folgt! ? zumindest hatte ich es vor! Mittlerweile war ich schon einige male am Baikalsee, weil er mich in seinen Bann gezogen hat! Es ist so herrlich dort.