Christian Thompson
Photography

Kleiner Winterberg im Elbsandsteingebirge

Kleiner Winterberg

Ihr habt ganz bestimmt alle schon mal vom Elbsandstein Gebirge gehört. Eine wirklich Traumhafte Gegend in der Sächsischen Schweiz. Ich war schon einige Male dort, aber immer nur in unmittelbarer Nähe der Bastei – dem wohl weltbekanntesten Motiv aus dem Elbsandstein Gebirge.

Zusammen mit meinem Fotofreund Adam haben wir uns ein Ziel gesetzt – Kleiner Winterberg sollte es werden. Jeder von uns beiden hat kurz im Internet recherchiert wo es lang geht, damit wir zum Sonnenaufgang an einer ganz bekannten Felsspalte sind. Adam ist bereits mittags schon aus Berlin los gefahren, während ich erst um kurz nach 18 Uhr los gekommen bin. Anfahrtsweg ist für uns beide so ziemlich gleich. Wir wollten uns irgendwann nachts, wenn ich dann da bin direkt am Fotospot treffen – so der Plan.

Leider ging unser Plan aber in diesem Fall nicht auf. Keiner von uns beiden hat nach diesen unzähligen Stufen im dunklen unseren gewünschten Treffpunkt gefunden. Nach einem Telefonat und ein paar Stunden, haben wir uns dann einfach unten am Parkplatz getroffen und haben uns über uns lustig gemacht weil wir die Stelle einfach nicht gefunden hatten – naja, dumm gelaufen aber so haben wir uns auch mal wieder gesehen und konnten ein bisschen quatschen. Das war genauso schön!

Genau zwei Wochen später bin ich nochmals ins Elbsandstein Gebirge gefahren – ich konnte es einfach nicht auf mir sitzen lassen, dass wir bei letzten Mal diesen Punkt nicht gefunden hatten. Dieses mal hatte ich mich vorab etwas intensiver belesen und zur Sicherheit hatte ich mir noch eine offline Wanderkarte auf mein Handy geladen. Auch dieses mal bin ich wieder im dunkeln gestartet. Nachts um kurz nach 3:30 Uhr bin ich los marschiert.

Mein Auto hatte ich in der Kirnitzschtalstraße nahe Beuthenfall abgestellt. Von dort aus geht der weiß grün weiß markierte Wanderweg Richtung Kleiner Winterberg. Die Gehzeit von dort bis zum Ziel ist mit 1Std 45Min ausgeschildert. Es gibt scheinbar mehrere Weg die sich dann aber wieder kreuzen und am Ende zum selben Ziel führen. Ich wollte auf Nummer Sicher gehen und blieb auf dem exakt weiß grün weißen Wanderweg.

Vor mir kein Mensch, hinter mir kein Mensch nur gelegentlich mal ein Fuchs im stockdunklen Wald. Das ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man da so allein durch den Wald wandert und keine Ahnung hat wie lange es noch bis zum Ziel ist. Ich lief auch dieses Mal wieder die unzählig vielen Stufen auf und ab die es echt in sich haben. Ich hatte teilweise das Gefühl, mir platzen gleich die Oberschenkel. Aber der Blick durch die Bäume sagte mir ich muss weiter, ohne Pause denn es begann langsam zu dämmern. Nein – die Sonne wird garantiert nicht auf mich warten! Wenn Du zu spät kommst hast Du es zum zweiten mal vermasselt – DAS geht gar nicht. Also weiter über Stock und Stein, vorbei an ein paar Schlüsselstellen die mir sagten hier bist Du richtig, immer weiter auf diesem Weg.

Irgendwann aber sah ich überhaupt keine Wegmarkierungen mehr und ich kam schon wieder ins Zweifeln, ob noch richtig war oder nicht. Im Gegenzug wurde es aber immer heller und ich musste mich teilweise spontan entscheiden – hier lang oder da lang. Ich versuchte aber auf den für mich gefühlten weiterführenden Weg zu bleiben. Mittlerweile war ich schon total durchgeschwitzt. Das Wasser lief mir die Stirn und den Rücken hinunter und die Viecher flogen mir ständig ins Gesicht, angelockt durch meine helle Stirnlampe. Es ging immer weiter und weiter bis ich irgendwann an einem Punkt angekommen bin und mir dachte – verdammt hier gehts nicht weiter! Riesig große Felsen um mich herum, keine Markierungen weit und breit zu finden und hinter den Felsen gehen wieder einige Treppen nach unten. Etwas ratlos stand ich da und wusste nicht so recht ob ich jetzt die Treppen wieder runter muss oder nicht – bis ich plötzlich etwas weiter entfernt zwei weitere Stirnlampen gesehen habe! Jetzt aber Vollgas die Treppen runter und weiter, kurz nachdem ich die Treppen hinter mir gelassen hatte und den Weg weiter lief blickte ich nach links – und siehe da, dort waren schon ein paar Leute. Also zack, ab nach links durch die Äste und Sträucher und hin zu den Leuten – und da sah ich ihn schon, diesen grandiosen Ausblick in die ferne, in Richtung Morgendämmerung! Gigantisch!
Ich begrüßte die Runde mit einem freundlichen „Guten Morgen“ und legte im Anschluss auch gleich den Rucksack ab um mein patschnass durchgeschwitztes Hemd auszuziehen.
Ich war wirklich klatschnass – so brutal habe ich schon lange nicht mehr beim Wandern geschwitzt! Aber alle Mühen haben sich gelohnt und ich war sowas von glücklich, noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang an meinem Wunschort angekommen zu sein. Es war ein unbeschreibliches Gefühl diesen Ausblick zu genießen und auf die Sonne zu warten!

Es war ein total schöner Sonnenaufgang, mit ein bisschen Nebel in der Landschaft und herrlichem Licht. Dazu habe ich einige nette Leute kennengelernt die diesen Morgen auch sehr genossen haben. Ein wirklich toller Morgen der mir in Erinnerung bleiben wird!

Nachdem das letzte Traumbild im Sack war, machte ich mich wieder auf den Rückweg – aber dieses mal völlig entspannt und erleichtert und voller Vorfreude meiner Familie die Bilder zu zeigen.

Abschließend möchte ich noch sagen – ich möchte am liebsten so bald es geht wieder dort hin so gut hat es mir am kleinen Winterberg gefallen. Ich kann es auch nur jedem empfehlen, den langen und anstrengenden Weg auf sich zu nehmen um auch einmal diesen herrlichen Ausblick zu genießen.

Viele Grüße,

Euer Christian